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Junischreibzeit #2 - Über Essstörungen und Selbstliebe

Kürzlich habe ich mit einer wunderbaren Freundin über die Essstörung gesprochen. Meine Esstörung, um es beim Namen zu nennen. Womit das zusammenhängt, hat sie gefragt. Woher das kommt. Dass das ein multifaktorielles Geschehen gewesen sein muss, die Entwicklung einer solchen Störung, habe ich nach kurzem Zögern geantwortet. Aber so richtig beantworten konnte ich ihre Frage nicht. - Woher kommt eine Essstörung letzten Endes?

Fest steht, wie sie sich äußert. Da ist mehr als "nur" das gestörte Essverhalten, mehr als Kalorienzählen und Schuldgefühle beim oder nach dem essen. Selbstzweifel sind Begleiterscheinungen. Oder sogar auch eine Ursache? Unzufriedenheit, wenn man vor dem Spiegel steht. Wenn man seinen Körper sieht. Oder noch schlimmer - andere Körper. Dünnere, größere Frauen mit endlosen Beinen, weniger Speck, braunerer Haut, vielleicht sogar noch mit einem Sixpack.

Instagram ist Gift, denn auf Instagram sind scheinbar alle dünn und glücklich, essen was sie wollen und nehmen nicht zu. Auf dem einen Foto beißt sie in einen Burger und auf dem anderen sieht man ihre langen Beine.

Und JA, es gibt andere Profile, Nutzer, die diesen extremen Körpertrends nicht folgen wollen, Gegenbewegungen. Für mehr Realität auf Instagram. Zeigt eure "Makel", steht dazu! Das ist gut so. Aber... Wenn man ehrlich ist - orientiert man sich trotzdem an jenen, die reich und schön wirken, oder nicht? Die Wirkung verdient besondere Beachtung, denn Filter, Bildbearbeitung und viel Make-up können aus einer "durchschnittlich" gutaussehenden Frau eine strahlende Schönheit machen.

Instagram ist Gift. Vielleicht nicht nur für junge Frauen, die bereits eine Esstörung haben, sondern vielleicht auch für jene, die "lediglich" an sich selbst zweifeln. Denn Zweifel sind nichts Gutes, sie verunsichern, machen neidisch, unglücklich. Zweifel sind gefährlich! -

Wenn du wissen würdest, was sie trotz der langen Beine möglicherweise alles nicht hat, dann könntest du sie doch mit anderen Augen sehen, meinst du nicht? Wenn auch nur ein bisschen. Was weißt du von ihr? Kommt sie aus einer intakten Familie? Hat sie Freunde, die es verdienen, so genannt zu werden? Ist sie gesund? Kann sie ihr Leben autonom gestalten? Und vor allem - ist sie wirklich glücklich? Oder hat sie ihre Mundwinkel mit einer dieser Apps hochgezogen, um fröhlicher auszusehen? Fühlt sie sich geliebt?

Wenn du wissen würdest, was du alles hast, was sie nicht hat, dann könntest du sie doch mit anderen Augen sehen, meinst du nicht? Dann könntest du dich doch mit anderen Augen sehen. Nicht 'nur' deinen Körper, sondern dich als Ganzes. Denn du bist nicht nur Körper! Du bist so viel mehr.

Du könntest dankbar sein für das, was du hast. Nicht, weil alle immer so von Dankbarkeit sprechen, als sei es ein Vergehen, nicht dankbar zu sein; als wäre Dankbarkeit eine Pflicht, aber, weil dir etwas fehlen würde, wenn du auf etwas verzichten müsstest. Warst du schonbar dafür dankbar, zwei gesunde Ohren zu haben? Oder dafür, dass du laufen kannst? Dafür, dass du das Glück hast, Krankheiten nicht zu haben, mit denen andere Menschen sich Tag für Tag durchs Leben quälen müssen? Oder einfach nur dafür, dass du morgens aufwachen darfst?

Versuch, dich selbst zu lieben. Nicht nur deinen Körper, sondern dich als Ganzes. Denn es ist ein bisschen wie mit einem Top - das ist die Hülle, in der du steckst. Das, was darin ist, vor allem das - DAS bist du! ♥

Top - H&M


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